Lust auf Kunst?

Vier große Ausstellungen veranstaltet der Kunstverein Neustadt an der Weinstraße e.V. jährlich in der Villa Böhm. Als Zusammenschluss kunstliebender und künstlerisch tätiger Menschen fördert er alle Facetten der bildenden Kunst - auch durch den Austausch mit Künstlerinnen und Künstlern aus dem In- und Ausland. Der Kunstverein kann 2005 zwar schon seinen 50. Geburtstag feiern, zeichnet sich aber durch ein bemerkenswert junges, experimentierfreudiges Profil aus. Ein wichtiger Aspekt ist dabei die Förderung von Nachwuchstalenten und die Nutzung der Kreativität aus den eigenen Reihen. Eine Neustadter Besonderheit: rund ein Viertel der rund 300 Mitglieder sind aktive Künstlerinnen und Künstler.

Unsere Satzung

Die aktuelle Satzung des Kunstvereins können Sie hier als PDF herunterladen.

Profil des Kunstvereins Neustadt/ Weinstraße e.V.

Eine Besonderheit des Neustadter Kunstvereins ist seit langem die ausgeprägte Kreativität in den eigenen Reihen. Derzeit sind rund ein Viertel der mehr als 300 Mitglieder aktive Künstlerinnen und Künstler. Das ist keine Selbstverständlichkeit, denn der Kunstverein ist ja keine Organisation bildender Künstler, wie oft angenommen wird, sondern ein Zusammenschluss künstlerisch tätiger und kunstliebender Menschen zur Förderung von Kunst und Kunstverständnis.

Heute, mehr als 50 Jahre nach seiner Gründung, hat der Neustadter Kunstverein immer noch „Lust auf Kunst“ – so das Motto unserer Aktivitäten. Er hat die kurze Midlife Crisis der Jahre 1999 und 2000 erfolgreich bewältigt und hat sich besonders gefreut, den 50. Geburtstag nach einigem Hin und Her wieder in den alten, neuen Räumen der Villa Böhm feiern zu können.

Die Gründung des Kunstvereins Neustadt im Jahr 1955 war ein gewaltiger Bruch mit Bisherigem: eine Absage an das ideologische Kunstverständnis des Nationalsozialismus, eine Öffnung für die internationale Kunstszene der Zeit. Schließlich war ein Vorläufer des neuen Kunstvereins Neustadt die 1933 gleichgeschaltete „Notgemeinschaft Pfälzer Kunst“, eine Fachgruppe des „Kampfbundes für deutsche Kultur in der Westmark“, eine Propagandaorganisation für – Zitat – „völkische Werte“ und „nationalsozialistisches Gedankengut“.

Dem ersten Vorstand des neuen Kunstvereins gehörten 1955 der damalige Neustadter Oberbürgermeister Edwin Hartmann als 1. Vorsitzender und der pfälzische Schriftsteller Heinz Lorenz als sein Stellvertreter an. Ab 1967 war Bürgermeister Paul Wolf Vorsitzender und Heinz Feuchtinger sein Stellvertreter. Museumsfahrten, Ausstellungen in der Brunnenhalle Bad Dürkheim und in der Stadthalle Deidesheim, 1971 und 1973 auch auf dem Hambacher Schloss, prägten die ersten Dekaden ohne festes Domizil.

1974 stellte die Stadt dem Verein das Anwesen am Marktplatz 11 zur Verfügung. 1976 haben hier u.a. Christiane Maether, Gernot Rumpf und Hans Rolf Peter ihre Arbeiten gezeigt.

Große Veränderungen folgten ab 1977: Hansjörg Böhm übernahm den ersten Vorsitz, Dr. Berthold Hackelsberger wurde zweiter Vorsitzender. In der Satzung wurde die Vorstandszugehörigkeit des jeweils amtierenden Kulturdezernenten festgeschrieben, eine Regelung, die bis heute gilt. 1978 erhielt der Kunstverein sein neues Domizil in der Villa Böhm. Hochkarätige Ausstellungen folgten Schlag auf Schlag: eine Ausstellung zeitgenössischer indischer Malerei; „Kunst und Wein“ unter Beteiligung von Maether, Hilsing, Morell, Richter und Baselitz; eine Max Ernst-Präsentation mit Originalen und Grafiken aus der Sammlung des Filmregisseurs Peter Schamoni – um nur einige Höhepunkte zu nennen.

Eine neue kreative Phase des Kunstvereins ist heute allgemein als die „Ära Wolfgang Bachtler/Gerhard Hofmann“ bekannt. Sie begann 1981/82, als Wolfgang Bachtler für die folgenden 18 Jahre den Vorsitz des Neustadter Kunstvereins übernahm. Bachtler und Hofmann, überaus aktive künstlerische Persönlichkeiten, brachten ihre eigenen Erfahrungen und vielfältigen nationalen und internationalen Kontakte in die Arbeit des Kunstvereins ein. Die Villa Böhm wurde zum überregional bedeutenden Ausstellungsort, an dem beispielsweise Johannes Grützke, Maximilian Hutlett, Volker Krebs, Yoshi Takahashi, Günther Berlejung zu sehen waren. Themenbezogene Ausstellungen befassten sich etwa mit satirischer Graphik, Lithographie oder Terrakotta. Darüber hinaus gab es Ausstellungen junger Künstler, Schülerausstellungen, Mitgliederausstellungen. Fast 100 Ausstellungen wurden in diesen zwei Dekaden in der „Villa“ durchgeführt. Vertreten waren dabei Künstler aus der Region ebenso wie solche aus dem In- und Ausland.

Um die Beteiligung des Kunstvereins an städtischen Entscheidungen ging es in den Auseinandersetzungen von 1999/2000. Konkreter gesagt: um künftige Nutzungskonzepte für die Villa Böhm nach den Renovierungsarbeiten, die von 1998 – 2003 dauern sollten. Eine heftige Zäsur in der Arbeit des Kunstvereins gab es im Dezember 1999: Der gesamte Vorstand des Kunstvereins – bis auf den Kulturdezernenten, der ihm qua Amt angehörte – trat zurück, denn er sah die Ausstellungsmöglichkeiten nicht mehr gewährleistet, sollte der Kunstverein die Räume im Obergeschoss der Villa nicht mehr nutzen können.

Im März 2000 wählte die Mitgliederversammlung einen neuen Vorstand auf zwei Jahre, dem Wolfgang Glass als Erster Vositzender, Alexandra Koch, Petra Loer, Tine Duffing, Reneé Spitzner, André Bayer und Lutz Frisch angehörten.

Vom Museum auf die Straße: Wegen Renovierung der Villa Böhm konnten dort ab April 1998 keine Ausstellungen mehr stattfinden. Stattdessen förderte der Kunstverein Neustadt mit einer großzügigen Geldspende die sommerliche HOFKULTUR – ein eintägiges, interdisziplinäres Kunst- und Kulturfestival in den Innenhöfen der Hintergasse, Mittelgasse und Zwerchgasse, das Tausende von Besuchern anzog und 2000, 2002 und 2006 erfolgreich weitergeführt wurde.

Unter dem neuen Motto „Lust auf Kunst“ setzte der Kunstverein neue Schwerpunkte der Vernetzung und Zusammenarbeit: So veranstaltete er mit dem Frauenhaus Neustadt eine Ausstellung zum Thema „Häusliche Gewalt“, beteiligte sich mit einer Mitgliederausstellung 2002 am Symposium „Visionen – Science meets Fiction“ im Saalbau, begann unter dem Leitmotiv „KunstWechsel“ den künstlerischen Austausch mit dem Art Forum Graz, dem Wollmagazin Kaiserslautern, der Kunstgilde Bad Bergzabern, beteiligte sich an den Kultursommern Rheinland-Pfalz und am Erlebnistag Deutsche Weinstraße. Ein Künstlerstammtisch, der einmal im Monat tagt, sorgt für schnelle Kommunikation und die Diskussion neuer Projekte. Gleichzeitig wurde die virtuelle Präsentation im Internet vorangetrieben, die „Saalbaugalerie“ eingerichtet, das lange leer stehende Kaufhaus Schneider in der Innenstadt für Kunstaktionen genutzt.

Während der Renovierung der Villa Böhm fanden 2000/2001 sechs Ausstellungen in den Räumen der Sparkasse Rhein Haardt im Ägyptenpfad statt, bis der Kunstverein 2003 in die Villa Böhm zurückkehren konnte, und zwar, wie gewünscht, ins Obergeschoss, wo Hängemöglichkeiten und Lichtverhältnisse für die Ausstellungen bestens geeignet sind.

Insgesamt haben wir seitdem jährlich vier Ausstellungen hier durchgeführt, die von Tausenden von Gästen besucht wurden. Zu den Höhepunkten zählte die Ausstellung der „Bilder vom Menschen“ im Jahre 2004 – die großformatigen Skulpturen Prof. Gunther Stillings, deren Transport und Aufstellung uns einiges an Logistik, Zeit und Kosten abverlangte.

Nach wie vor liegt ein Schwerpunkt des Kunstvereins bei der Förderung junger Künstlerinnen und Künstler. Präsentiert werden sowohl in der Region ansässige Künstler als auch Kolleginnen und Kollegen aus dem In- und Ausland.

Offenheit nach außen, Neugier auf Neues, Nutzung verschiedenster Möglichkeiten der Zusammenarbeit innerhalb und außerhalb der Villa Böhm bestimmen heute unsere Arbeit. Frei nach dem aristotelischen Motto: „Kunst liebt den Zufall, und der Zufall liebt die Kunst.“ Neue Mitglieder und Initiativen sind jederzeit willkommen.
Usch Kiausch

Kunstverein Neustadt an der Weinstraße (Neustadt Art Association) – Profile

Kunstverein Neustadt an der Weinstraße (KV), a registered association,  looks back to a history of more than 100 years (or more than 50 years – considering the new foundation after the Second World War in the 1950s). The association encompasses non-professional and professional artists as well as art lovers and has more than 300 members (2016).

KV Neustadt promotes and organizes a variety of art exhibitions and art events, supports young artists (aged 18 – 35) of the region by organizing art competitions and exhibitions, and also presents the art work of it´s members in regular exhibitions.  Furthermore, KV Neustadt also arranges art exhibitions with internationally known German artists, such as Armin Mueller-Stahl or Bernd Zimmer, and promotes regional and international cooperation and exchange with other art organizations or associations.

Four art exhibitions per year are hosted by Villa Boehm (owned by the City of Neustadt), an architectural jewel built in the late 19th century.  Saalbau, Neustadt´s Convention Center, hosts a  permanent exhibition of art work created by artists of KV Neustadt.

Special features of KV Neustadt

Almost one third of the members are active artists from Neustadt and the region. Presently, artists of the KV also use permament show rooms in Neustadt´s Old Town restaurant Bodega for a variety of cultural events. The artist´s jour fixe – an informal meeting to exchange news, ideas and projects – is held once a month (first Tuesday evening) in an Old Town Pub.

Another distinctive feature of the KV is it´s work to promote art „outside of museums“ by collaborating with other cultural organizations or institutions and close cooperation with the City of Neustadt.  Examples include the Open Air Festival „Hofkultur“ (www.hofkultur.de), a one-day cultural festival presenting art shows and performances, theater programs, author readings and concerts in Old Town streets and backyards. Since 1999, this festival was held in a bi-annual rhythm; the last one in 2009 presented 127 artists of different disciplines. KV Neustadt also contributed a members art exhibition to the City´s science and literature symposium „Visions – Science meets Fiction“ (2002), participated actively in „Kultursommer Rheinland-Pfalz“ (cultural summer programs supported by the Federal State of Rheinland-Pfalz), and supported  the International Art Symposiums with artists from six countries held at Villa Böhm in recent years.

This is just a selection of recent KV projects which does not cover all activities. Inspite of a very long history, KV Neustadt has a young profile and is always open for new initiatives and cooperations.
Usch Kiausch